Wie kann Digitalisierung Handwerkern beim Fachkräftemangel helfen

„Handwerk hat goldenen Boden.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch im Jahr 2018 erwirtschaften deutsche Handwerksbetriebe einen stolzen Umsatz von 612 Milliarden Euro. Vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe boomt. Schwer zu glauben, dass es dem deutschen Handwerk an Fachkräften fehlt. Händeringend sucht die Branche nach neuen Talenten. Rund 250.000 Stellen sind aktuell unbesetzt. Bis zu 20.000 Auszubildende werden derzeit gesucht. So beschreibt es zumindest Wollseifer, der Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks. Die Digitalisierung kann bei der Suche helfen.

Digitalisierung – im Handwerk noch immer ein Fremdwort

Ob Arzttermine vereinbaren, Banküberweisungen tätigen oder Lebensmittel einkaufen – was wir noch vor wenigen Jahren persönlich erledigt haben, machen wir heute digital. Nicht aber nur aus unserem Privatleben ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Auch im Job ist sie längst auf dem Vormarsch – ob in der Automobilindustrie, der Pharmabranche oder im Einzelhandel. Nicht umsonst sprechen wir auch von Industrie 4.0. An einem Berufssektor aber scheint sie bislang beinahe spurlos vorüberzugehen – am Handwerk. Nur wenige Handwerksbetriebe denken digital. Alles bleibt beim Alten – zu schade. Die neue digitale Welt ist schließlich kein Feind, sondern ein Freund. Sie ist eine Chance für das Handwerk. Gerade beim Fachkräftemangel, dem größten Problem der Branche, schafft sie Abhilfe.

 

Handwerk 4.0 – Fachkräfte online finden

Woche für Woche erscheint die Stellenausschreibung eines kleinen Malerbetriebs in der regionalen Tageszeitung – doch ohne Erfolg. Die Bewerber bleiben aus. Was läuft falsch? Die Zeitung ist wohl das falsche Medium für die Mitarbeitersuche. Gerade junge Handwerker greifen bei der Jobsuche kaum mehr zur Tages- oder Wochenzeitung. Sie suchen online. Auf digitalen Jobportalen wie Stepstone, Indeed, LinkedIn oder Xing halten sie Ausschau nach ihrer persönlichen Wunschposition. Schließlich platzieren bereits die meisten Arbeitgeber offene Stellen in bekannten Internet-Portalen. Laut einem aktuellen Bericht von Statista.de veröffentlichen inzwischen fast 78 % aller Betriebe ihre Gesuche online.

Nur das Handwerk hinkt weiter hinterher. Vor allem traditionelle Betriebe verzichten auf die digitale Mitarbeitersuche. Sie setzen lieber auf bereits veraltete Medien wie Radio, Zeitung, Aushänge am Schwarzen Brett oder Mundpropaganda. Leider führt das nicht immer zum Erfolg. Bei jungen Fachkräften hinterlassen klassische Methoden kaum mehr Eindruck. Im Gegenteil: Der Betrieb macht auf sie einen altmodischen und konservativen Eindruck. Ihren zukünftigen Arbeitgeber stellen sie sich anders vor – frischer, jugendlicher, moderner und fortschrittlicher. Er soll mit der Technik Schritt halten können. Nutzt ein Betrieb noch nicht einmal die Online-Jobsuche, spricht er das junge Publikum nicht an.

 

Ein überzeugender Online-Auftritt gegen den Fachkräftemangel

Mit Online-Stellenausschreibungen aber ist es noch nicht getan. Mindestens genauso wichtig ist ein überzeugender Internetauftritt. Eine attraktive Website ist Gold wert. Schließlich geben sich nur die wenigsten Interessenten mit den Informationen in der Stellenausschreibung zufrieden. Hat ein Arbeitgeber ihr Interesse geweckt, suchen sie zunächst nach seiner Homepage. Ist keine eigene Website vorhanden, sinkt das Interesse automatisch. Der Interessent kann sich kein gutes erstes Bild von seinem potenziellen neuen Arbeitgeber machen. Denn wer macht sich heute noch die Mühe, sich telefonisch oder per E-Mail nach der Unternehmensgeschichte oder den größten Erfolgen des Betriebs zu erkundigen? Viel zu viel Aufwand – der Arbeitssuchende sieht sich lieber nach anderen vielversprechenden Angeboten um.

Ein anderes Szenario: Der Interessent stößt bei seinen Recherchen auf die Homepage des Handwerksbetriebs. Eifrig durchforstet er die Website nach weiteren Informationen zum Arbeitgeber. Doch leider gibt es nicht sonderlich viel zu durchforsten. Die Öffnungszeiten, Preise und Leistungen sind schon das Einzige, das er in Erfahrung bringen kann. Für seine Jobsuche aber nützt ihm das herzlich wenig. Er weiß immer noch nicht, mit wem er es hier zu tun hat. So bringt es nichts, irgendeine Website zu haben. Sie muss auch aussagekräftig, interessant und unterhaltsam sein. Der Besucher soll eine konkrete Vorstellung von dem Handwerksbetrieb bekommen. Bestenfalls findet er eine kleine, freundliche Begrüßung auf der Landingpage vor. Auch eine ausführliche Über uns-Seite mit allen wichtigen Meilensteinen sammelt Pluspunkte beim Bewerber. Ebenfalls gern gesehen ist eine Team-Seite. Hier stellen sich die Mitarbeiter persönlich vor. So lernt der Interessent gleich seine potenziellen neuen Kollegen kennen. Experten raten auch zu einem eigenen Menüpunkt zum Thema „Jobangebote“ oder „Karriere„. Mit einem Klick hat der Besucher alle aktuellen Stellenausschreibungen auf einen Blick. Im Idealfall befindet sich direkt unter dem Jobangebot ein prominent platzierter Button „Jetzt bewerben“, der den Interessenten direkt zum Online-Bewerbungsformular führt.

 

Social Media – ein Magnet für junge Nachwuchstalente

Facebook, Instagram, Twitter & Co. sind nicht nur zum Vergnügen da. Auch bei der Mitarbeitersuche sind sie unverzichtbar. Handwerksbetriebe, die ihre Stellenausschreibung zum Beispiel auf Facebook posten, tun ihrem Image etwas Gutes. Das wirkt modern, frisch und sympathisch. Speziell bei jungen Nachwuchstalenten kommt das Engagement in den sozialen Medien gut an. Hier können sie sich vorstellen, zu arbeiten.

Zugleich baut Social Media die Distanz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab. Anders als die Annonce in der Zeitung wirkt der Facebook-Post locker und persönlich. Sie lädt förmlich zum Bewerben ein. Warum nicht sein Bewerberglück versuchen?

 

Digitale Entlastung bei harter körperlicher Arbeit

Handwerk ist gleich Knochenjob? Nicht unbedingt. Raffinierte physische Systeme wie Robotik oder Exoskelette unterstützen die Handwerker bei körperlich anstrengender Arbeit. Zuverlässig entlasten sie Gelenke, Muskeln und Sehnen.

 

Planung leicht gemacht mit Virtual Reality und Augmented Reality

Auch mit der richtigen Software greift das Handwerk seinen Mitarbeitern unter die Arme. Gerade mit Virtual Reality oder Augmented Reality erfindet sich die Branche neu. Insbesondere Fliesenleger, Heizungs- und Sanitärbauer, Tischler und Bauarbeiter profitieren von der modernen Software. Ein Beispiel: Küchenplaner geben ihren Kunden mit überzeugenden 3D-Darstellungen bereits im Vorfeld eine erstaunlich realistische Vorstellung von ihrer Wunschküche. Gibt es Nachbesserungen und Änderungswünsche, lassen sich diese ohne große Probleme in die Planung miteinbeziehen. Der große Gewinn: Die Kunden sind wesentlich zufriedener. Sie wissen schließlich genau, was sie von ihrer neuen Küche erwarten können.

 

Erschwingliche IT-Lösungen aus der Cloud

Gute Nachrichten für moderne Handwerksbetriebe: Teure IT-Systeme gehören ab sofort der Vergangenheit an. Alles, was es heute für eine stabile IT-Struktur braucht, ist Cloud. Und dafür ist nichts weiter als ein herkömmlicher PC mit Internet-Anschluss und Webbrowser wie Google Chrome, Safari oder Firefox nötig. Sämtliche Daten lassen sich bequem in Online-Clouddiensten wie Dropbox, iCloud oder Microsoft OneDrive sammeln und speichern. Von jedem Tablet, PC oder Smartphone aus hat der Mitarbeiter Zugriff auf die Informationen – ob unterwegs, im Büro oder gemütlich von zu Hause aus. Dank der raffinierten Online-Lösungen können auch mehrere Mitarbeiter gleichzeitig an derselben Datei arbeiten. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.