Warum Digitalisierung im Handwerk auf externe Impulse angewiesen ist
Dem Handwerk wird oft vorgeworfen, es hinge in der Digitalisierung weit hinterher. Das stimmt oft auch. Abgesehen von einigen Leuchttürmen, welche die Digitalisierung als Chance verstanden und dieses Thema bereits „gemeistert“ haben, liegt vor vielen Unternehmen des Handwerks noch ein weiter Weg. Meine Beratungspraxis hat mir gezeigt: Oft hängt dies mit fehlenden Impulsen zusammen. Die meisten Handwerksbetriebe sind aber nicht im Stande, dies aus sich heraus zu leisten. Warum es externe Impulse und Unterstützung braucht, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Impuls zur Digitalisierung im Handwerk: Eine kleine Geschichte
Digitalisierung ist ein fortwährender Prozess. Doch alles muss irgendwo seinen Anfang nehmen, ansonsten wird sich nichts verändern. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, welche mir wieder einmal vor Augen geführt hat, dass dies nicht selten von außen geschieht.
In den sozialen Medien wurde einer unserer Beiträge geteilt und eine potentielle Kundin auf unsere Produkte und Dienstleistungen aufmerksam. Sie ist gerade auf der Suche nach Software und dazu noch ganz in der Nähe beheimatet. Sie greift zum Hörer und ruft an:
Im persönlichen Gespräch vor Ort, erfahre ich viel über die Prozesse des Unternehmens, wo es klemmt und was getan werden soll. Der wesentliche Punkt ist jedoch die persönliche Geschichte und die Motivation meiner Gesprächspartnerin: Sie ist eines der Kinder der Unternehmerfamilie und arbeitet eigentlich gar nicht hier. „Corona-bedingt“ ist sie auf 100% Kurzarbeit in Ihrem Job. Zudem ist im elterlichen Handwerksbetrieb, eine wichtige Mitarbeiterin ausgefallen und Arbeit gibt es genug. Daher hilft Sie aktuell aus.
Schon früher hatte Sie ein paar Jahre im Betrieb gearbeitet, dann aber studiert und schlussendlich eine andere Berufung gefunden. Sie kennt daher alles und hat schnell wieder die Fährte aufgenommen, welche Sie schon damals verfolgt hat: Es muss sich etwas ändern. Prozesse müssen vereinfacht, beschleunigt und automatisiert werden und zwar mit Hilfe der Digitalisierung. Mittlerweile hatte Sie auch in diesem Bereich wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Den Stein der Digitalisierung ins Rollen bringen
Diese Zufälle, wenn man sie so bezeichnen will, bringen den Stein der Digitalisierung ins Rollen: Die Tochter sieht die Möglichkeiten und nimmt das Heft des Handelns in die Hand.
Sie ist nur begrenzte Zeit da und agiert deshalb wie eine externe Mitarbeiterin oder fast wie eine Beraterin. Sie versteht Digitalisierung als Projekt und weiß, dass Sie dieses dringend so anschieben muss, dass es nachhaltig Früchte trägt. Ansonsten wird sich womöglich nichts verändern. Wir stellen fest: Der Impuls kommt in diesem Fall von außen.
Ich bin überzeugt: Hätte dieser externe Impuls gefehlt, wäre das Thema noch lange auf der Strecke geblieben.
Typisch Handwerk
Die Gründe sind vielfältig und auch hier dient diese Geschichte als Paradebeispiel: Man hat soweit alles im Griff, das Unternehmen funktioniert und es gibt augenscheinlich keine Probleme. Aber trotzdem ist es eigentlich allen Mitarbeitern und auch den Unternehmern im Betrieb klar: Es ginge auch einfacher. Nur fehlt der entscheidende Punkt: Der Impuls etwas zu verändern. Wer oder was macht den Anfang?
Fehlende Affinität für Digitalisierung
Handwerker sind gut ausgebildete Spezialisten: Sie beherrschen ihr Handwerk perfekt, sind gut ausgebildet und machen einen soliden Job. In den seltensten Fällen hat dieses Handwerk jedoch etwas mit Digitalisierung, also Prozessen, EDV, Software oder ähnlichem zu tun.
Die Gesellen- und Meisterausbildung kann diese Themen, wenn überhaupt, nur streifen.
Nicht zuletzt machen sie Ihren eigentlichen Beruf natürlich gerne. Genau deshalb haben Sie ihn ja auch ergriffen: Weil Sie lieben was Sie tun und da bleibt wenig Zeit für anderes.
Digitalisierungsprojekte versanden im Tagesgeschäft
Da ist auch schon das nächste Problem: Handwerker sind in der Regel sehr gut ausgelastet und haben, bedingt durch den Fachkräftemangel, oft nicht genug Personal. Die Auftragsbücher sind übervoll und man konzentriert sich darauf diese abzuarbeiten.
Es mangelt schlicht und ergreifend an der Zeit, sich neben dem Tagesgeschäft mit strategischen Themen zu beschäftigen. Sie werden erst gar nicht angegangen oder versanden im Tagesgeschäft.
Wenig strukturiertes Wissen und Dokumentation der Prozesse
Oft wird sich wenig Gedanken über die Struktur des Unternehmens und dessen Prozesse gemacht. In den seltensten Fällen sind diese klar und bewusst. Noch viel seltener sind sie dokumentiert.
Das macht es schwierig Ansatzpunkte zu finden. Sowohl Mitarbeiter intern als auch externe Berater müssen sich zuerst einmal einen Überblick verschaffen. Doch genau diese konkreten Ansatzpunkte braucht es, um etwas zu verändern.
Enge Budgets
Teilweise sind die Margen im Handwerk dünn. Es sei einmal dahingestellt wo die Ursachen zu suchen sind, oft ist dies einfach so. Unter diesem Hintergrund werden neue Ideen und Möglichkeiten aufgrund der Investitionskosten nicht umgesetzt oder gar nicht erst angedacht.
Dabei ist es nicht selten eine unbegründete Furcht vor hohen Kosten. Zum einen kann man auch mit einem kleinen Budget eine große Wirkung erzielen und zum anderen ist eine richtige und gute Investition in Effizienz- und Effektivitätssteigerungen, eine gewinnbringende Sache.
Nicht nur im Handwerk wird Digitalisierung nicht angegangen
Um das Handwerk in Schutz zu nehmen: Nicht nur dort werden notwendige Digitalisierungsprojekte nicht angegangen oder scheitern. Auch in anderen Branchen ist festzustellen: Man bleibt oft hinter den Möglichkeiten und den Erwartungen zurück.
Digitalisierung ist komplex
Digitalisierung ist ein sehr vielschichtiges Thema.
- Es betrifft mehrere Bereiche eines Unternehmens, wenn nicht gar alle.
- Viele, oft unterschiedlichste Personen und Gruppen, müssen mit einbezogen werden.
- Externe Dienstleister mit Spezialwissen sind notwendig.
- Es existieren sehr viele Produkte und Lösungen am Markt, welche in sich selbst wieder eine hohe Komplexität aufweisen.
Dies sind nur einige Aspekte. Umso verständlicher, dass viele den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.
Lähmende Angst vor Fehlentscheidungen
Viele Entscheidungen sind oft Investitionsentscheidungen, d.h. es müssen Beträge freigegeben werden. Fehlentscheidungen können daher teuer werden. Die Angst Fehlentscheidungen verantworten und diese abschreiben zu müssen, führt bei den Entscheidern oft zu Lähmungen. Lieber macht man gar nichts, bevor man einen Fehler macht.
Digitalisierung erfordert spezielles Wissen und Können
Mitarbeiter werden oft nicht richtig einbezogen und sind in digitalen Themen nicht ausreichend ausgebildet. Das notwendige Wissen und Können ist in den Köpfen der Mitarbeiter noch nicht vorhanden. Woher soll es auch kommen?
Entscheidungen werden häufig einsam getroffen und nicht ausreichend kommuniziert. Wie bei allen übergreifenden Themen kann Digitalisierung jedoch nur gelingen, wenn alle mitgenommen werden. Hier muss man viel abstimmen und es ist Fingerspitzengefühl gefragt. Aber wer kann das intern leisten und vor allem: Wer geht es an? Oft niemand! Es fehlt einmal mehr der Impuls.
Der Prophet im eigenen Land ist nichts Wert
Was gelegentlich hinzukommt: Ergreift jemand die Initiative muss er gegen Windmühlen ankämpfen. Menschen stehen Veränderungen skeptisch gegenüber und klammern sich an Liebgewonnenes. Hier muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das ist mitunter anstrengend und da steckt so manch einer zurück. Das Digitalisierungsprojekt wird wieder begraben oder kommt gar nicht erst in Fahrt.
Digitalisierung im Handwerk kann gelingen
Wie uns diese Geschichte zeigt: Wenn von außen ein Impuls kommt, dieser in die richtige Richtung gelenkt wird und im Unternehmen die Lust da ist etwas zu verändern, dann kann Digitalisierung auch im Handwerk gelingen. Denn gerade wo es viel zu Tun gibt, zeigen die Maßnahmen schnell den gewünschten Erfolg.
Es braucht einen Samen der auf fruchtbaren Boden fällt. Der fruchtbare Boden alleine reicht nicht aus.
Was genau dafür notwendig ist, erfahren Sie in vielen unserer weiteren Berichte und finden wir gerne gemeinsam mit Ihnen heraus: Sprechen Sie uns an! Wichtig ist jedoch und das sollte nun klar sein: Der erste Impuls ist nötig. Lassen Sie diesen zu und begrüßen Sie ihn. Egal woher er kommt. Denn oft geschieht dies von außen.
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