Fachkräftemangel ade? Was kann Digitalisierung?

Innovation im Bauhandwerk

Um es gleich zu sagen: Durch Digitalisierung allein wird der Fachkräftemangel nicht verschwinden.

Aber wenn Sie weiterlesen, werden Sie sich wundern. Digitalisierung kann auf Arten und Weisen helfen, an die Sie bestimmt noch nicht alle gedacht haben.

Aber zuerst eine kurze …

 

… Bestandsaufnahme: Wie schlimm ist der Fachkräftemangel überhaupt?

Na ja, „schlimm“ ist relativ. Natürlich ist der Fachkräftemangel nicht in allen Branchen oder Regionen Deutschlands gleich problematisch.

Ernst ist er aber schon. Vor allem in der Baubranche.

Hier ein paar Zahlen:

Für die deutsche Wirtschaft insgesamt ist Fachkräftemangel ein Problem:

Quelle: DIHK-Konjunkturumfrage, Herbst 2019 (eigene Darstellung)

Noch dramatischer wirds, wenn man das Risiko „Fachkräftemangel“ mit anderen Risiken vergleicht (in der Grafik bezogen auf die Gesamtwirtschaft):

Quelle: DIHK-Konjunkturumfrage, Herbst 2019

Schon interessant, wenn man sich klarmacht, dass noch vor zehn Jahren Finanzierung, Energie- und Rohstoffpreise sowie Arbeitskosten alle eine deutlich größere Rolle gespielt haben als der Fachkräftemangel. Heute ist es umgekehrt.

Besonders gravierend ist es aber im Baugewerbe. Laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. geben am Jahresanfang 2019 ganze 81 % der Unternehmen an, dass der Fachkräftemangel für sie zum größten Geschäftsrisiko geworden ist. Im Jahr 2010 sagten das nur 21 %.

Quelle: Hauptverband der Bauindustrie, DIHK

Zwischenfazit: Also, Fachkräftemangel im Bauhandwerk ist ein Problem, das sich nicht wegdiskutieren lässt. Aber was ist zu tun? Eines ist klar: Jammern hilf nichts.

Vielleicht sagen Sie jetzt: „Ich hab doch schon alles versucht! Stellenanzeigen in der Zeitung. Mehr Geld geboten. Azubis aus dem Ausland. Es gibt einfach nicht genug gute Leute.“

Hier ein Vorschlag: Denken Sie das Problem einmal neu. Und schauen Sie sich an, welche Möglichkeiten Sie im 21. Jahrhundert haben.

 

Wie genau kann Digitalisierung also helfen?

Lassen Sie uns zuerst ganz „analog“ überlegen: Wenn Mitarbeiter im Betrieb der Flaschenhals sind, was kann man tun?

Konzentrieren wir uns auf dreierlei:

Erstens, sich Verwaltungskram abnehmen lassen oder vermeiden, dass er überhaupt entsteht.

Zweitens: Neue Mitarbeiter für das eigene Unternehmen interessieren.

Drittens: Dafür sorgen, dass die Mitarbeiter, die man schon hat, happy bleiben (oder wieder werden).

Und wo ist, bitte schön, der Zusammenhang mit Digitalisierung? Schaun wir mal.

 

Erstens: Schuster bleib bei deinen Leisten

Heutzutage fällt auch im Handwerk immer mehr „unproduktive“ Zeit an. Zeit also, die dem Kunden nicht berechnet werden kann: Bürokram, Inventuren, Jahresabschluss, Stellenanzeigen, Baustellenplanung oder Maschinen suchen.

Heute macht das oft der Chef. Oder es muss eine zusätzliche Bürokraft bezahlt werden. Und die Fachkräfte müssen sowieso mit ran.

Was aber wäre, wenn Fachkräfte wieder Fachkräfte sein könnten? Wenn man die genannten mehr oder weniger lästigen Tätigkeiten ein gutes Stück weit automatisieren könnte?

Geht nicht, sagen Sie?

Hier ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, dass es eine Software gibt, mit der Sie Ihre Angebote erstellen. Aktuelle Einkaufspreise und mehr werden dabei automatisch berücksichtigt. Soweit noch nicht Besonderes.

Wenn jetzt aber der Auftrag reinkommt, generiert die Software die Zeitvorgaben und die Einsatzplanung für die Baustelle auf Knopfdruck. Das Ergebnis landet auf den Smartphones der Mitarbeiter.

Zusätzlich wird der Materialbedarf aus dem Angebot ermittelt, mit dem Lagerbestand abgeglichen und wenn Nachbestellungen notwendig sind, werden diese gleich mit vorbereitet. Auf der Baustelle erfassen die Mitarbeit online Arbeitszeiten, verbrauchte Materialien, eingesetzte Maschinen und so weiter.

Alles zusammen fließt in die Projektüberwachung, die der Chef auf seinem Tablet von unterwegs oder die Mitarbeiterin im Büro auf dem PC im Blick hat. Wenn das Projekt abgearbeitet ist, wird abgerechnet und die Daten gehen gleich automatisch an den Steuerberater. Zahlt der Kunde, wird automatisch verbucht.

Zu schön, um wahr zu sein? Keineswegs. Mit einer cloudbasierten Lösung wird all das und mehr möglich.

Digitale Helferlein können also dafür sorgen, dass der Handwerker sich wieder dem Handwerk widmet und nicht der Verwaltung und dem Bürokram.

So wird Zeit frei, die Arbeitsstunden werden produktiver genutzt und der Fachkräftemangel tut schon ein bisschen weniger weh.

So weit, so gut. Aber es gibt ja noch zwei andere Effekte der Digitalisierung auf den Fachkräftemangel, die wir uns ansehen wollten.

 

Zweitens: Was nicht passt, wird passend gemacht

Im Arbeitsmarkt von heute haben die Bewerber das Sagen. Wenn jemand gut ist, kann er oder sie sich den Arbeitgeber aussuchen. Und in aller Regel fällt die Entscheidung auf den Betrieb, der als attraktiv dasteht.

Die Herausforderung für den Handwerksbetrieb ist also, das passende Angebot an die Bewerber zu machen.

Und damit sind wir bei der Arbeitgeber-Markenbildung, dem Employer Branding. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, muss man sein Image polieren. Die Digitalisierung kann dabei auf verschiedene Weise helfen.

Einmal werden Arbeitsplätze – gerade von jüngeren Bewerbern – als nicht so attraktiv angesehen, wenn im Büro noch die Schreibmaschine klappert (soll es bis heute geben). Oder das Faxgerät noch als moderne Kommunikationstechnik durchgeht.

Mitarbeiter haben eine Antenne für digital Arbeitsmittel.

Dazu passen auch die branchenübergreifenden Ergebnisse der Umfrage einer Personalagentur. Auf die Frage, ob sie Weiterbildungsangebote zur Digitalisierung in ihrer Branche für sinnvoll halten, antworteten 59 % mit „Ja“. Bei den unter 30-Jährigen waren es sogar 72 %.

Dem steht gegenüber, dass nur 25 % der Unternehmen Weiterbildungen zu Umsetzungsmöglichkeiten für Digitalisierungsprozesse anbieten.

Da passt etwas nicht. Und auch wenn das Thema digitale Weiterbildung für viele Handwerksbetriebe nicht direkt relevant sein mag, zeigt es doch, dass man in Zeiten des Fachkräftemangels auch die digitalen Bedürfnisse der MitarbeiterInnen nicht vergessen darf.

Machen Sie also die Digitalisierung zum Teil Ihrer Arbeitgebermarke, um neue Fachkräfte zu gewinnen.

 

Drittens: Bitte bleib doch – Mitarbeiterbindung

Es ist ein Teufelskreis: Mehr Arbeit und weniger Personal führt zu endlosen Überstunden der vorhandenen Belegschaft. Bis diese dann wegen Überlastung kündigen und weiterziehen.

Auch Handwerksbetriebe sollten über aktive Mitarbeiterbindung nachdenken. Dabei geht es nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Arbeitszufriedenheit.

Oft ist in diesem Zusammenhang zu viel, zu monotone oder zu fachfremde Arbeit das entscheidende Problem. Und auch da kann eine digitale Lösung Abhilfe schaffen.

Um das Ganze noch an einem Fallbeispiel greifbarer zu machen: Der Erkenntnis folgend, dass man dem Fachkräftemangel mit unkonventionellen Methoden begegnen muss, hat unlängst ein Fensterbauer aus Geilenkirchen in NRW die 4-Tage Woche eingeführt. Wie berichtet wird, mit guten Ergebnissen in puncto Zufriedenheit der Mitarbeiter (und sogar der Kunden).

Warum also bei der Vier-Tage-Woche stehen bleiben? Was ist mit anderen flexiblen Arbeitszeitmodellen? Zum Beispiel Vertrauensarbeitszeit? Oder der Möglichkeit, Büroarbeit von zu Hause zu erledigen?

Je flexibler gearbeitet wird, desto höher der Koordinationsaufwand. Wie soll man das bewerkstelligen? Sie haben es erraten: durch Digitalisierung.

Übrigens: Vielleicht ist Ihnen bei der Grafik zu den Geschäftsrisiken oben aufgefallen, dass die passende digitale Lösung außer beim Fachkräftemangel zum Beispiel auch bei den Energie-, Rohstoff- und Arbeitskosten helfen kann.

CraftCloud hat sich zum Ziel gesetzt, alles unter einer Oberfläche zusammenzuführen.

Mehr zu diesen Themen erfahren Sie demnächst hier im Blog. Bleiben Sie dran!