Digitale Technologien, die Sie im Jahr 2030 benutzen werden
Bauhandwerk der Zukunft
Ist Digitalisierung und Handwerk ein Widerspruch in sich? Wie kann etwas, das durch der Hände Arbeit entsteht, digital werden?
3-D Drucker, Virtuelle Realität, Künstliche Intelligenz. Jenseits der Schlagworte ist eines jetzt schon klar: Auch das Handwerk wird in den nächsten zehn bis 20 Jahren einen technologischen Wandel durchlaufen wie selten vorher.
Gerade das Bauhandwerk gilt ja bisweilen als „schwerfälliger Riese“. In humorvoller Übertreibung könnte man den technischen Fortschritt am Bau in folgendem Diagramm darstellen.
Aber Spaß beiseite: Der Digitalisierung kann sich niemand mehr verschließen. Ob im Privaten, der Industrie oder im Handwerk – die Transformation hat längst begonnen. In Zukunft wird sie noch an Fahrt aufnehmen.
Aber was ist Digitalisierung überhaupt?
Bevor wir uns mit akademischen Diskussionen aufhalten, schlage ich folgende praktische Definition vor: Digitalisierung ist alles, wo neben physischem Werkzeug auch digitale Geräte und/oder digitalisierte Daten zum Einsatz kommen.
Beispiele? Handyanruf statt auf der Baustelle vom Keller in den fünften Stock hochbrüllen – Digitalisierung. Eine App fürs Aufmaß verwenden – Digitalisierung. Rechnungen im Büro mit einer Software schreiben – Sie wissen schon.
Oft ist die Digitalisierung bereits so sehr mit unserem Alltag verwoben, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Um das Thema etwas zu ordnen, hier eine mögliche Einteilung, wie Digitalisierung sich in der Praxis bemerkbar machen kann.
- Als digitale Helfer, die physische Dinge tun
- In Form von gesammelten und gespeicherten Daten
- Als Software, die Daten und physische Dinge miteinander vernetzt und steuert
Seien wir ehrlich: Die Bauwirtschaft ist nicht gerade als Technologieführer bekannt. Die Folge ist, dass die Art und Weise, wie viele Arbeiten ausgeführt werden, sich seit mehreren Jahrzehnten nicht geändert hat. Mit anderen Worten: Die Produktivität ist ins Stocken geraten.
Das bedeutet auch, dass die Tätigkeiten im Betrieb oder auf der Baustelle oft schmutziger und gefährlicher sind, als sie es heute sein müssten. Gleichzeitig mangelt es auch im Büro nicht selten an modernen Hilfsmitteln.
Es geht also darum, neue Technologien zu nutzen, um Produktivität und Arbeitszufriedenheit zu steigern.
Um konkrete Beispiele zu nennen: Die Einführung praxisbezogener Abläufe, Arbeitsmittel mit eingebauten Sensoren und mobile Lösungen zur Zusammenarbeit im Team können ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Automation kann die Arbeitssicherheit steigern und Monotonie vermeiden. Beispielsweise sind ferngesteuerte Abbruchroboter sicherer und effizienter als herkömmliche Beton-Abbruchwerkzeuge, insbesondere in engen Räumen.
Geräte mit eingebauten Sensoren, die die Arbeitsbedingungen überwachen, können ebenfalls die Sicherheit der Arbeiter verbessern. Arbeitsausrüstung mit eingebetteten Sensoren eignet sich gut für Arbeitsumgebungen, bei denen das Personal extremen Temperaturen, potenziell schädlichen Gasen oder stromführenden Leitungen ausgesetzt ist.
Ein Beispiel für eine solche Technologie sind intelligente AR-Schutzhelme („Augmented Reality“, zu Deutsch: erweiterte Realität). Sensoren und Kameras in den Helmen erfassen Echtzeitinformationen und zeigen sie dem Träger an. Bauarbeiter können die Wärmebildfähigkeiten der Helme nutzen, um gefährliche Situationen zu vermeiden.
Abgesehen von der Verbesserung der Produktivität und Sicherheit der Arbeiter vor Ort können neue digitale Technologien auch die Büroarbeit produktiver machen. Mobile Apps befreien Mitarbeiter von sich wiederholenden Verwaltungsaufgaben und schaffen mehr Zeit für Wichtigeres.
Bauunternehmer und Architekten können beispielsweise in der Cloud zusammen an Projektplänen arbeiten. Der Zeit- und Ressourcenaufwand wird verringert und Zusatzkosten durch Fehlkommunikation gesenkt.
Um die Chancen der Digitalisierung greifbarer zu machen, denken Sie nur an BIM, das gerade zumindest Großprojekte revolutioniert. Stellen Sie sich das Building Information Modelling als die digitale Version der alten Schreinerweisheit „Zweimal messen, einmal sägen“ vor: Ein Vorhaben wird vor dem ersten Spatenstich komplett virtuell gebaut.
Aber BIM ist mehr als eine Software. Es ist eine Methode, die die Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken miteinander vernetzt. So werden rechtzeitig Planungsfehler aufgedeckt und notwendige Anpassungen erkannt. Die Ineffizienz und Kosten der realen, physischen Welt werden damit vermieden.
Das Video gibt einen interessanten Einblick.
Ist Digitalisierung nur was für die Großen?
„Schön und gut“, sagen Sie jetzt vielleicht. „Aber wir sind schließlich kein internationaler Baukonzern!“
Können also nur Großunternehmen von der Digitalisierung profitieren?
Ich bin vom Gegenteil überzeugt. Ich habe fünf Trends ausfindig gemacht, die nicht nur Zukunftsmusik sind. Zum Teil können und werden sie schon heute auch von kleineren Handwerksbetrieben genutzt.
In den nächsten Wochen werden wir in einer Artikelserie zum Bauhandwerk der Zukunft jeden dieser Trends beleuchten. Hier ein kurzer Vorgeschmack:
- Robotik: Verschiedene Entwicklungen von Exoskelett, das dem Arbeiter am Bau fast magische Kräfte verleiht, bis hin zum Roboter der Stein auf Stein ein Haus baut.
- Künstliche Intelligenz: Systeme, die in die Zukunft sehen können? Maschinen, die dazulernen? Lassen Sie sich überraschen!
- Virtuelle Realität: Mit einer 3D-Brille eine virtuelle Begehung des Gebäudes machen, bevor es gebaut ist, ist schon toll. Aber es gibt viel mehr Anwendungsmöglichkeiten.
- 3-D Drucken: Ein ganzes Gebäude aus dem Drucker? In Dubai steht jetzt eins. Wir stellen es vor.
- Software: Die passende Software wird so wichtig wie Werkzeuge aus Eisen und Stahl. Cloud-basierte Anwendungen machen es möglich, dass alle immer auf dem aktuellen Stand sind. Egal ob im Büro, unterwegs oder auf der Baustelle. Wir wagen einen Blick in die Zukunft der Software am Bau.
Die Zukunft ist jetzt
Ich bin mir sicher: Wenn Sie die Artikelserie zum Bauhandwerk der Zukunft gelesen haben, sind auch Sie von den Chancen der Digitalisierung überzeugt.
Manches von dem, was jetzt noch wie Spielerei aussehen mag, wird in zehn Jahren zum Handwerkszeug gehören. Gleichzeitig werden mit zunehmender Verbreitung digitaler Hilfsmittel neue Möglichkeiten eröffnet, von denen heute noch niemand träumt.
Eins ist sicher: Auch auf dem Bau ist die digitale Transformation bereits in Gang gekommen. Und Sie werden froh sein, rechtzeitig auf den Zug aufgesprungen zu sein.
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